Alle Trauernden erleben sie, die Phasen der Trauer. Doch dabei kann die Reihenfolge, Intensität und Dauer bei jedem einzelnen von uns unterschiedlich sein. Trauer ist völlig individuell, so wie wir Menschen Individuen sind. Trauer folgt keinem Schema, sondern eher ein zurechtfinden.
Auf einmal ist alles anders. Verzweiflung, Hilf- und Ratlosigkeit herrschen. Das Geschehene wird noch nicht erfasst, man leugnet es ab, man kann und will es nicht glauben. Der Tod eines geliebten Menschen schockiert immer, auch wenn er nicht unerwartet kommt.
Der Tod hat etwas Überwältigendes, der Schock sitzt tief.
Gefühle kommen an die Oberfläche. Leid, Schmerz, Wut, Zorn, Freude, Traurigkeit je nach Persönlichkeit des Trauernden herrschen verschieden Gefühle. Wut und Zorn entstehen gegen Gott und die Welt. Aggressive Gefühle können sich aber auch gegen einen selbst richten. Als Folge davon entstehen Schuldgefühle, die den Trauernden quälen. All diese Gefühle, die zu diesem Zeitpunkt über einen hereinbrechen, sollte man keineswegs unterdrücken. Sie helfen , seinen Schmerz besser zu verarbeiten. Werden sie jedoch unterdrückt, so können diese Gefühle viel zerstören, sie führen dann nicht selten zu Depressionen und Schwermut.
Auf jeden Verlust reagieren wir mit Suchen. Zum einen sind wir auf der Suche nach dem einst gemeinsamen Leben, gemeinsame Orte mit Erinnerungswert werden aufgesucht. Auch in den Gesichtern Unbekannter wird nach den geliebten Gesichtszügen gesucht. Gewohnheiten des Verstorbenen werden übernommen. Das ist unheimlich schmerzhaft und unendlich schön zugleich! Im Verlaufe dieses intensiven Suchens, Findens und Wieder-Trennens kommt einmal der Augenblick, wo der Trauernde die innere Entscheidung trifft, wieder ja zum Leben und zum Weiterleben zu sagen oder aber in der Trauer zu verharren. Je mehr gefunden wird, was weitergegeben werden kann, umso leichter fällt eine Trennung vom Toten. Dieses Suchen lässt aber auch oft eine tiefe Verzweiflung entstehen, weil die Dunkelheit noch zu mächtig ist.
Nachdem man seinen Schmerz herausschreien durfte, anklagen und Vorwürfe machen durfte, kehrt allmählich innere Ruhe und Frieden in die Seele zurück. Der Tote hat dort seinen Platz gefunden. Langsam erkennt man, dass das Leben weitergeht und dass man dafür verantwortlich ist. Es kommt die Zeit, in der man wieder neue Pläne schmieden kann. Der Trauerprozess hat Spuren hinterlassen, die Einstellung des Trauernden zum Leben hat sich meist völlig verändert. Der Verstorbene bleibt ein Teil dieses Lebens und lebt weiter in den Erinnerungen und im Gedenken.